Seit 2017 hat sich die unabhängige Stiftung „Forum Bergbau und Wasser“ vor allem mit einer zentralen Frage beschäftigt: Welche Chancen und Risiken hat ein Grubenwasseranstieg nach der Einstellung des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet, in Ibbenbüren und im Saarland? Dazu hat das Expertengremium aus nationalen und internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den vergangenen Jahren Projekte initiiert, die Forschungslücken geschlossen und neue Erkenntnisse erbracht haben. Dies gilt auch für Forschungsprojekte, die die treuhänderisch vom Deutschen Stiftungszentrum verwaltete Institution ausgeschrieben und an externe Fachleute vergeben hat.
Bei allen Forschungsprojekten ging es darum, das Thema Grubenflutung sowie deren positive und negative Auswirkungen mit dem Fokus Ruhrgebiet, Ibbenbüren und Saarland besser zu verstehen. Dies fand vor allem mit Blick auf die „Ewigkeitsaufgaben“ der RAG AG statt, denn diese ist nach dem Ende des industriellen Steinkohlenbergbaus in den betroffenen Regionen für die Grubenwasserhaltung verantwortlich.
Alles Grubenwasser, also Wasser, das mit Tage- und Tiefbauten in Kontakt steht oder stand, wurde im aktiven Bergbau an die Oberfläche gepumpt („gehoben“) oder über Wasserlösungsstollen meist in Flüsse abgeleitet. Das Pumpen schützte die Bergleute, Arbeitsgeräte und Grubenbaue vor Überflutungen. Nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus ist dies streng genommen nicht mehr erforderlich. Daher könnten die Pumpen abgestellt werden, so dass Schächte und Stollen untertage mit Grubenwasser volllaufen würden, ein Vorgang, der als Grubenflutung bezeichnet wird.
Eines der Probleme ist, dass sich das Grubenwasser auf seinem langen Weg im Untergrund mit den Verwitterungsprodukten aus dem Gestein anreichert. Daher kann Grubenwasser hoch mineralisiert sein und sollte sich möglichst nicht mit dem Trinkwasser vermischen. Darüber hinaus sind in 200 Jahren Bergbau auch andere Stoffe wie beispielsweise Hydrauliköle in die Gruben gelangt, die sich im Grubenwasser anreichern können. Die RAG AG hat daher für die betroffenen Regionen Grubenwasserkonzepte entwickelt, um mit dem Grubenwasser umweltgerecht und wirtschaftlich umzugehen. Gefährdungen für die Schutzgüter Mensch, Natur und insbesondere Trinkwasser sollen dabei ausgeschlossen werden.
Um möglichst nachhaltige Lösungen für Grubenwasserkonzepte zu entwickeln, hat die Stiftung „Forum Bergbau und Wasser“ seit 2017 grundlegende Forschungen in diesem Bereich vorangetrieben. Den nationalen und internationalen Expertinnen und Experten ist es gelungen, Impulse aus der Wissenschaft in die Praxis einzubringen. Quintessenz der verschiedenen Forschungsergebnisse: Ein optimales Flutungsniveau sollte möglichst hoch angesetzt werden. Diese Aussage ist an die lokalen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen eines jeden Bergwerks anzupassen. Allerdings zeigen die Forschungsergebnisse der Stiftung, dass es weltweit nur ein Beispiel gibt, in dem ein geflutetes Bergwerk Trinkwasser beeinträchtigte – jedoch sind die geologischen und bergbaulichen Umstände nicht vergleichbar mit denen im Ruhrgebiet, in Ibbenbüren oder im Saarland.
In den zurückliegenden Jahren hat die Stiftung „Forum Bergbau und Wasser“ nicht nur bemerkenswerte Forschungsergebnisse erzielt, sondern zudem hilfreiche Informations – und Bildungsangebote entwickelt. Eine grundlegende Broschüre, ein Internetportal und ein Lernspiel werden künftig helfen, das Thema Grubenwasser und Grubenflutung besser zu verstehen. Der Stiftung war es darüber hinaus von Anfang an wichtig, mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in den Dialog zu treten. In Dialogveranstaltungen diskutierten die Teilnehmenden grundlegende Aspekte, neue Ansätze und kritische Einwände zum Thema Grubenwasser und Grubenflutung. Dabei wurde deutlich: Es besteht bei vielen Beteiligten und Interessierten ein hoher Informationsbedarf, der im Sinne einer sachlich-konstruktiven Diskussion möglichst weiter gestillt werden sollte.
In den kommenden Jahren unterstützt die Stiftung „Forum Bergbau und Wasser“ im Rahmen ihrer Möglichkeiten weitere Forschungen zu den Themen Grubenwasser und Grubenflutung. Aus den bisherigen Ergebnissen der Stiftung lässt sich ableiten, dass weiterhin Bedarf an unabhängigen Forschungsprojekten zum Thema Grubenwasser besteht. Daher hat sich die Stifterin RAG AG Mitte 2022 entschlossen, die Arbeit der Stiftung „Forum Bergbau und Wasser“ mit einer zusätzlichen Finanzzuwendung bis Mitte 2025 zu verlängern. Dies erlaubt es den Kuratoriumsmitgliedern zusätzliche, unabhängige Forschungsprojekte anzustoßen sowie weitere Informations- und Dialogangebote – wie beispielsweise eine öffentlichkeitswirksame Bürgerveranstaltung – zu ermöglichen. Ziel ist es, bis Mitte 2025 einen wissenschaftlich fundierten „Masterplan für Grubenflutungen“ vorzulegen. Schon jetzt hat die Stiftung „Forum Bergbau und Wasser“ mit Arbeiten dazu begonnen.
Felix, qui potuit rerum cognoscere causas. (Auf Deutsch: Glücklich ist, wer die Ursachen der Dinge erkennen konnte.)
VirgilEs ist die Neugier, die mich antreibt, nichts als die schiere Neugier.
Thomas ReiterDen Fortschritt verdanken wir Menschen, die entweder gefragt haben: ‚Warum?‘ oder ‚Warum nicht?‘
Robert LembkeIch betrachte Grubenwasser als künftige Energie- und Rohstoffquelle und nicht als Abfallstrom.
Was das Blut für den Menschen, ist das Wasser für die Erde.
Hermann LahmEine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist.
Christian MorgensternVeränderungen begünstigen nur den, der darauf vorbereitet ist
Louis Pasteur