Themenworkshop: „Verunreinigungen/Belastungen durch Grubenwasser“
Moderatoren:
- Ulrich Behrens, Landesverband Bergbaubetroffener NRW
- MSc Elke Mugova, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Prof. Wolkersdorfer (Protokoll, Ergebnissicherung)
- Prof. Dr. Christian Wolkersdorfer, Mitglied Kuratorium Stiftung „Forum Bergbau und Wasser“, Tshwane Universität of Technology, Südafrika
Kurze Zusammenfassung:
Eröffnet wurden beide Runden, deren Teilnehmerzahl, Zusammensetzung und Fragestellungen jeweils sehr unterschiedlich waren, durch kurze Gedankenanstöße von Prof. Wolkersdorfer und Herrn Behrens und die für jeden Teilnehmer sichtbaren Fragen:
- „Kann Trinkwasser durch Grubenwasser gefährdet werden?“
- „Wie hoch wollen wir fluten und wie lange pumpen?“
- „Wollen wir durch ewige Einleitung von Grubenwasser unsere Gewässer verunreinigen?“
Die erste Runde startete mit der Teilnehmerfrage, ob es Erhebungen bzw. Untersuchungen gäbe, welche Folgen die Einleitung von Grubenwasser habe und ob bekannt sei, welche Zusammensetzung das eingeleitete Grubenwasser hat. Als Antwort darauf wurde auf die vielfältigen Monitoringmaßnahmen hingewiesen, welche zum Beispiel durch die Wasserrahmenrichtlinie vorgegeben sind. Reichlich Erfahrung beim Grubenwassermonitoring gibt es national, wie auch international. Kritisch wurde zu diesem Aspekt angemerkt, dass trotz teilweiser Veröffentlichungspflicht die Daten für die Bürger schlecht oder nicht einsehbar wären, und sich somit die Öffentlichkeit kein ausreichendes Bild über das Grubenwassermonitoring verschaffen könne.
Zu einem späteren Zeitpunkt der Diskussion wurde das Thema Monitoring noch einmal aufgegriffen, verbunden mit der konkreten Frage, ob es der Öffentlichkeit bekannt sei und wie eine Zugänglichkeit zu den erhobenen Daten geschaffen werden könne? Hier erfolgte durch Prof. Wolkersdorfer der Hinweis auf eine von ihm und seinen Mitarbeitern durchgeführte Umfrage aus dem Jahr 2019, welche als Ergebnis hatte, dass nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung sich mit dem Thema Grubenwasser beschäftigt, ein Großteil ist überhaupt nicht daran interessiert. Eine Strategie, wie der Öffentlichkeit die Zugänglichkeit zu Monitoringdaten erleichtert werden könnte, wurde nicht weiter diskutiert. In der Abschlussdiskussion zeigte sich jedoch, dass die Monitoringdaten und das notwendige Vorgehen über mehrere Webseiten erreichbar sind bzw. künftig erreichbar sein werden.
Da das Thema Monitoring nicht allen Teilnehmern der Runde verständlich war, wurde nochmals gefragt, was das Monitoring von Grubenwasser genau aussagt und ob es eine „Verhinderungsfunktion“ hat, also wie eine „Bremse“ wirken kann. Erläutert wurde, dass bereits während des Wasseranstiegs die Qualität des Grubenwassers überwacht wird, die Aussagekraft aber immer neu bewertet werden muss. Durch das Monitoring sollen Prognosen überprüft werden, auch Vorhersagemodelle basieren auf den Monitoringdaten. Durch das ständige Monitoring ist es außerdem möglich, steuernd in den Flutungsprozess einzugreifen, beispielsweise behördlich durch Genehmigungsverfahren. Herr Behrens merkte an, dass das Monitoring wichtig sei, noch wichtiger aber die Schlussfolgerungen daraus und die zu ergreifenden Maßnahmen, falls es zu einer nicht tolerablen Entwicklung käme. Keiner weiß, welche Schadstoffe im Detail in den Bergwerken genau zurückgelassen wurden, weshalb er Prognosen zum Schadstoffaustrag kritisch hinterfragt.
Die nächste Frage beschäftigte sich mit der Entfernung von Schadstoffen aus Grubenwasser. Diesbezüglich bestünde das Gefühl, dass auf bestimmte Substanzen größeres Augenmerk gelegt wird als auf andere. Beantwortet werden konnte diese Frage mit der Anmerkung, dass es Grenzen der Entfernbarkeit gibt, prinzipiell, aber technisch fast alles entfernt werden kann. Limitiert wird dies allerdings durch den Aufwand bzw. die Kosten. Generell ist aber festzuhalten, dass durch jede Grubenwasserreinigung die Wasserqualität verbessert wird, aber dadurch auch Rückstandsprodukte (z.B. eine hochkonzentrierte Sole) entstehen, deren weitere Entsorgung problematisch sein kann. Konkret wurde nochmals nachgefragt, ob die RAG zu einer Grubenwasserreinigung verpflichtet werden kann. Beantwortet wurde dies durch die Aussage, dass eine komplette Verpflichtung schwierig sei, aber öffentlicher Druck durch z.B. Bürgerinitiativen immer etwas bewirken könnten.
Eine weitere Frage in der ersten Runde beschäftigte sich damit, wie realistisch es ist, das Grubenwasser durch eine Pipeline weiter weg einzuleiten? Prinzipiell ist dies möglich, aber es muss immer die Ökobilanz betrachtet bzw. abgewogen werden.
In der zweiten, von der Teilnehmerzahl wesentlich kleineren Runde kam die Frage der Datenverfügbarkeit aus dem Monitoring nochmals auf. Ziel des „Integralen Monitorings“ ist es, alle Daten, die nicht dem Datenschutz einzelner Bürgerinnen und Bürger unterliegen, zu veröffentlichen.
Lange wurde darüber diskutiert, wie Flora und Fauna beeinträchtigt werden, wenn durch die gegenwärtige Grubenwasserhaltung das belastete Grubenwasser dauerhaft gefördert wird. Zum einen kam die Antwort, dass die Biologie sich an die neuen Gegebenheiten gewöhnen müsse, wenn Grubenwasser zum Beispiel in den Vorfluter eingeleitet wird. Wenn keine Grubenwasserreinigung erfolgt, wird die Anpassung der Flora und Fauna vor größere Herausforderungen gestellt. Kritisch wurde angemerkt, dass einige Bergwerke vor der Flutung vermutlich nicht „beraubt“ wurden und folglich während des Flutungsprozesses potenzielle Schadstoffe „mit hoch“ kommen würden.
Hingegen wurde darauf hingewiesen, dass eine vollständige Flutung der Bergwerke positive Effekte mit sich bringt, zum Beispiel die mögliche Ausbildung einer Dichteschichtung, die weiteres Aufsteigen verunreinigten Wassers verhindern würde. Das Thema Dichteschichtung und dessen Beitrag zur oberflächennahen positiven Wasserqualität wurde nochmals bei der Frage zur Hydrodynamik während der Flutung aufgegriffen. Es wurde die Frage gestellt, ob während der Flutung „alles Wasser von unten hoch“ kommt, vor allem das stark salinare Wasser. Beantwortet werden konnte dies damit, dass nicht alles Salzwasser aufsteigt, dies nur regional begrenzt ist und sich wahrscheinlich langfristig ein flacher Gradient einstellen wird. Auch erfolgte der Hinweis, dass das gepumpte Wasser altersmäßig datiert werden kann.
Poldermaßnahmen sind unabhängig vom Flutungsniveau des Grubenwassers dauerhaft erforderlich Durch sie wird sichergestellt, dass trotz der weitläufigen Bergsenkungen keine „Seenlandschaft“ entsteht. Eine weitere Frage befasste sich damit, inwiefern der Wasserstand der Vorfluter relevant für das Pumpgeschehen sei? Als Antwort wurde das Beispiel der Ruhr genannt. Wenn diese einen niedrigen Wasserstand hat, wird weniger Wasser aus den Gruben gepumpt, sprich die Einleitmenge wird an die aktuellen Verhältnisse angepasst.
Beide Diskussionsrunden waren durch die Diversität der Teilnehmer sehr lebhaft, verschiedenste Punkte wurden offen besprochen, wobei auch kritische Anmerkungen ihren Platz fanden. Mehrfach wurde das Thema Grubenwassermonitoring diskutiert, welches in weiteren Veranstaltungen des FBW vertiefend betrachtet werden sollte.