Themenworkshop: „Chancen des Grubenwasseranstiegs“
Moderatoren:
- Dipl.-Geol. Dr. Michael Denneborg, ahu GmbH
- Prof. PD Mag. Dr. Sylke Hilberg, Mitglied Kuratorium Stiftung „Forum Bergbau und Wasser“, Universität Salzburg
- Dr. rer. nat. Thomas Rinder, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Prof. Hilberg (Protokoll, Ergebnissicherung)
Kurze Zusammenfassung:
Unter dem Aspekt der Chancen wurde das Thema Grubenwasser aus zwei Perspektiven diskutiert. Den Chancen, die sich aus einem kontrollierten Grubenwasseranstieg bis zu den derzeit geplanten –600 mNN ergeben können, wurde der Status quo, also Wasserhaltung wie bisher gegenübergestellt.
Von den Moderatoren wurden einführend die Chancen des Grubenwasseranstiegs in der geplanten Form genannt. Zum Beispiel, dass durch den Grubenwasseranstieg
- sich die Grubenwassermenge, die in die Gewässer eingeleitet werden muss, verringert.
- die Stoffkonzentrationen im Grubenwasser abnehmen (v.a. Salze, aber auch PCB).
- der Energieverbrauch für die Pumpen sinkt
Zu Gunsten des Status quo wurde angeführt, dass eine Grubenwasserhaltung auf dem derzeitigen Niveau die Chancen wahrt,
- zu einem späteren Zeitpunkt die Steinkohleförderung wieder anzufahren
- die hochmineralisierten Tiefenwässer als Rohstoffquellen zu nutzen
- das Grubengas dauerhaft zur Energiegewinnung zu nutzen
Von Diskussionsteilnehmern wurden zusätzliche Aspekte wie die geothermische Nutzung des Grubenwassers und die Nutzung der Grubengebäude für Pumpspeicherkraftwerke eingebracht und die Frage in den Raum gestellt, ob dies im Status Quo oder bei höherem Grubenwasserniveau besser umsetzbar sei.
Die Diskussion fokussierte sich in der Folge zunächst stark auf die Möglichkeiten der geothermischen Nutzung. Es liegen hierzu bereits Studien und Pilotprojekte vor, die zeigen, dass die geothermische Nutzung möglich ist und bei höherem Grubenwasserstand energieeffizienter umgesetzt werden kann als bei einem sehr tiefen Grubenwasserniveau.
Zum Thema Pumpspeicherkraftwerke wurde dargelegt, dass im stark gestörten Gebirge eine derartige Sekundärnutzung schwer zu realisieren sei, da die dafür erforderlichen Speicher nicht ausreichend dicht sind. Zudem wäre für das notwendige Oberwasserbecken ein entsprechender Platzbedarf an der Oberfläche erforderlich.
Seitens einiger Experten wurde darauf hingewiesen, dass die Rohstoffgewinnung aus den hochsalinaren Grubenwässern derzeit nicht wirtschaftlich ist und die Nachteile eines tiefen Grubenwasserniveaus die Vorteile der Rohstoffgewinnung deutlich überwiegen. So würde durch das dauerhafte Pumpen aus großer Tiefe die Ausbildung einer Dichteschichtung verunmöglicht. Diese wird aber gleichzeitig als große Chance gesehen, Verunreinigungen dauerhaft in der Tiefe zu halten.
Von RAG-Vertretern wurde der Aspekt der Wiederaufnahme der Steinkohleförderung aufgegriffen und bekräftigt, dass in diesem Fall ein Wiederauffahren aufgelassener Bergwerke nicht sinnvoll ist. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt eine Wiederaufnahme der Kohleförderung vorgesehen sein, würden hierfür neue Bergwerke erschlossen.
Die Diskussion offenbarte einen generellen Konsens darin, dass ein zeitnaher kontrollierter Grubenwasseranstieg Vorteile gegenüber der Beibehaltung des Status Quo eröffnet. Begleitende Forschung, Monitoring und die Möglichkeit der Experten jederzeit in den Prozess eingreifen zu können werden als Chance gesehen, die jetzt besteht, später aber nicht mehr in diesem Umfang zur Verfügung stehen würde.