Diskussionsthema „Was brauchen wir? – Was kann die Wissenschaft leisten?“
Moderation und Bericht: Prof. Dr. Maria-Th. Schafmeister/FBW und Dr. Michael Denneborg/ahu
Der Diskussionspunkt zum möglichen Beitrag der Wissenschaft im Zuge des vorgesehenen Grubenwasseranstieges zunächst auf -320 mNN und in der zweiten Phase ohne aktive Wasserhaltung stand am Ende der fünf Themenblöcke. Eine Reihe von Stichpunkten, die in den anderen Stationen gefallen sind, wiederholten sich hier zwangsläufig. Dies traf besonders auf Schlagworte wie „Risiken“ und „Chancen“ zu. Der Begriff „Wissenschaftler“ wurde bei den Diskussionsbeteiligten gleichbedeutend mit „Gutachter“ verwendet, wobei anwesende Fachgutachter sich nicht auf der Seite der wissenschaftlichen Forschung sehen wollten.
Für die Moderatorin überraschend, wurden kaum Themen angesprochen, welche die Prozessdynamik des Grubenwasseranstieges betreffen. Inhaltliche Fragen zur quantitativen und qualitativen Beeinträchtigung des Systems Wasser-Ökologie-Mensch stellen sich den Dialogpartnern offenbar nicht. Bei der Diskussion um Prognosemodelle wird eine klarere Strukturierung der Ergebnisse und der sich daraus ableitbaren Handlungsoptionen im Sinne von Entscheidungsbäumen gewünscht.
- Fr. Prof. Schafmeister und Dr. Denneborg bei der Gruppenarbeit.
Als roter Faden zog sich das Thema der Kommunikation von wissenschaftlichen und auch gutachterlich gewonnenen Erkenntnissen durch die Diskussion. Hier können drei Bereiche unterschieden werden:
- das grundsätzliche Ver- oder Misstrauen gegenüber Ergebnissen aus Forschung bzw. Gutachten in Abhängigkeit vom Auftraggeber der Untersuchungen,
- das Unverständnis von Ergebnissen, die von Wissenschaftlern oder Gutachtern in einer Sprache vermittelt werden, die die Betroffenen nicht nachvollziehen können, und schließlich
- die Begriffe „Risiko“ oder „Restrisiko“, die generell bei Fragen der Gefährdungsabschätzung missverständlich verwendet und aufgefasst werden.
Einhellig wurde von den Diskutierenden gefordert, dass Wissenschaftler und Gutachter ihre Ergebnisse verständlich kommunizieren. Wissenschaftler sollten Kompetenzen erwerben, um als unabhängige Vermittler bzw. Übersetzer von Gutachten agieren zu können. Das Einbeziehen von Sozial- und Kommunikationswissenschaftlern sowie Psychologen wird empfohlen.
In der Diskussion wurde kritisiert, dass sich Fachleute (Gutachter, Wissenschaftler) nicht auf Fragen einlassen, die nicht unmittelbar ihr Fachgebiet betreffen. Hier wurde der Vorschlag gemacht, wissenschaftlich breiter angelegte Fachkompetenzen im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Grubenwasseranstieges zusammenzuführen (transdisziplinäre Forschung). Offenbar vermissen die Betroffenen im Saarland in den Gutachten eine Einschätzung der Gesundheitsgefährdung, die unter Einbeziehen von Epidemiologen in die Diskussion erreichbar wäre.
- Diskussionsthemen „Was brauchen wir?“.
Weiterhin wird von Wissenschaftlern und Gutachtern gefordert, Mut für eindeutige Aussagen und Prognosen zu entwickeln. Gefragt sind weniger Aussagen wie „mit einem geringen Restrisiko kann es zu Hebungen kommen“ als vielmehr die schlichte Angabe „hier sind keine Hebungen zu erwarten“. Ampelsymbole wie in der Lebensmittelbranche würden nach Aussagen einiger Betroffener mehr Sicherheit und Vertrauen erzeugen als Fachbegriffe und Wahrscheinlichkeitsangaben.